Wenn dem so wäre, was würde dies für eines der wichtigsten Prinzipien in der Mediation, die Ergebnisoffenheit, bedeuten? Sind wir Mediatoren wirklich für alle Lösungsoptionen gleich offen? Ist eine Lösung, bei der sich die Konfliktparteien zukünftig aus dem Wege gehen, gleichwertig zu einer wieder hergestellten guten Beziehung? Stehen sich dann Trennung und eine vertiefte Kooperation noch als gleichwertige Optionen gegenüber? Oder folgen viele Mediatoren vielmehr einer eigenen Agenda und arbeiten daran, die Beziehung der Parteien soweit zu verbessern, dass sie ihre Probleme zukünftig zusammen selbst bewältigen? Trennung ist dann allenfalls Plan B.
Einige mögen sich verwundert die Augen reiben und sich denken: Ja, aber genau das ist doch der Auftrag der Mediation. Andere werden vielleicht sagen: Aber wieso, in der Trennungsmediation habe ich ja explizit den Auftrag, den Prozess des fairen Auseinandergehens zu unterstützen.
Vom meinem Grundverständnis als Mediator ist für mich klar: Über Trennung und Kooperation entscheiden allein die Konfliktparteien. Und doch: Wenn ich in mein Innerstes hineinhorche, dann freue ich mich doch etwas mehr, wenn die Konfliktparteien am Ende einer Mediation hinausgehen und sagen: „Na, dann lass es uns nochmal miteinander probieren!“ Inwieweit dies meine Arbeit als Mediator beeinflusst? Spontan würde ich sagen: Gar nicht. Aber vielleicht liegt gerade da mein blinder Fleck. Grund genug mich selbst, zukünftig mal ein wenig genauer zu beobachten.
Wie stehen Sie dazu? Haben Sie bereits ähnliche Erfahrungen in der Mediation gemacht?