Mediationen und das, was sich die Mediant*innen im Prozess erarbeiten, sollte aber am besten auch nachhaltig wirken und fruchten. Gerade hier habe ich manchmal als Mediatorin eine nicht ganz so leichte Aufgabe, insbesondere wenn die Mediation „erfolgreich“ war. Wenn sich die oben genannte positive Stimmung einstellt, kann es unter Umständen sehr penetrant und etwas an der Spur vorbei wirken, wenn die Mediator*in mit den ganzen Transfer-, Rückfall- und Umsetzungsschleifen um die Ecke kommt.
Ich glaube aber, es lohnt sich, wenn wir dennoch auf die zukünftigen „Gefahren“ hinweisen. Gerade weil es allen so gut geht und die Stimmung so gelassen ist, vergessen die Parteien oft, dass es vielleicht noch ein paar weitere schwierige Themen gab oder dass sich unter den gelösten Konfliktthemen noch weitere „kleinere“ verbergen.
Natürlich könnte ich mit den Transfer- oder Rückfallfragen bis zum Nachgespräch warten. Meine Erfahrung ist aber, dass es wichtig ist, gleich alle Beteiligten mitzunehmen und dafür zu sensibilisieren. Falls – und normalerweise kommt dieser Zeitpunkt immer, manchmal früher als vermutet – die Stimmung nachlässt. Falls neue Probleme oder Konfliktthemen entstehen. Und frei nach dem Motto „Probleme lösen sich nicht (auf), sie lösen sich ab“ tun sie das in der Regel. Wie viel haben dann die Beteiligten aus der Mediation mitgenommen?! Wie leicht wird es sich dann anfühlen, die Themen konstruktiv oder überhaupt anzusprechen?
Meine Motivation es zu wagen, am Ende bewusst die Rolle als „Stimmungskiller“ einzunehmen, ist mindestens dreierlei. Erstens um die Mediant*innen dafür zu sensibilisieren, dass Konfliktlösung im Grunde einen fortlaufenden Prozess bedeutet, der selten mit einem Tag endgültig getan ist. Die Mediation trägt dazu bei, die Probleme und Konflikte, die es im Moment gibt, zu lösen. Wie sich die Mediant*innen aber danach in Konfliktsituationen verhalten, ist eine persönliche Entscheidung, die immer wieder neu getroffen werden muss. Zweitens aber auch um das (zukünftige) Gefühl von Scheitern zu vermeiden: Wenn die gute Stimmung nachlässt, und man feststellt, dass es immer noch (andere) Probleme gibt, dann ist das kein Scheitern, sondern das ganz normale Leben. Dann muss jede*r nochmal ran und den eigenen Lösungsbeitrag überlegen. Drittens sichere ich mich auch in meiner Rolle etwas ab: Der Erfolg einer Mediation – und sei die Stimmung noch so gut – wird letztendlich vom zukünftigen Verhalten der Teilnehmenden abhängen und nicht ausschließlich vom Mediationsprozess an sich. Im Grunde ein Hinweis auf das, was die meisten Mediationsverträge beinhalten: Die Verantwortung für die Umsetzung der Inhalte liegt bei den Mediant*innen.
Und ansonsten, finde ich, sollten wir als Mediator*Innen diese schönen Mediationen auch einfach genießen dürfen!
Wie gehen Sie in solchen Situationen vor?