Manchmal gestalte ich ein Ritual selbst, indem es Teil der Beratung oder Mediation ist, manchmal gebe ich die Idee des Rituals auch in die Gruppe und schaue, was geschieht.
Pandemiebedingt bin ich mit meinen Klient*innen in der Einzelberatung oft spazieren gegangen. Da ich am Waldrand lebe, gehe ich mittlerweile gerne erst durch eine nahegelegene Schlucht und anschließend auf einen kleinen Berg inmitten von Heidelandschaft. Der weite Blick unterstützt die Suche nach neuen Wegen.
Sehr gerne nutze ich auch Feuer in Ritualen. Pandemiebedingt fanden beispielsweise immer mal wieder Gesprächsrunden am Lagerfeuer statt, denn im Frühjahr und Herbst arbeitete es sich draußen sonst nicht so kuschelig. Hieraus sind einige Übergangsrituale mit dem Feuer entstanden: So können alle Beteiligten das, was sie nicht mit in die Zukunft nehmen möchten auf Moderationskarten schreiben und sie in eine Feuertonne werfen. Dies kann natürlich in unendlich vielen Variationen geschehen: Die Karten können zerknüllt werden, nachdem sie laut vorgelesen werden; manchmal brennt das Feuer bereits; manchmal wird es erst angezündet, wenn alle Karten in der Tonne gelandet sind; manchmal wird applaudiert, einmal fand dieses Ritual auch in absoluter Stille statt.
In einer Praxisgemeinschaft wiederum wurden die Räume nach der Mediation gemeinsam mit Salbei ausgeräuchert, um rituell Platz für neue Energien zu schaffen. Aber auch das pandemiebedingt üblich gewordene Lüften können wir hierbei als Unterstützung nutzen. Ein anderes Team hat sich dafür entschieden, Ballons aufsteigen zu lassen und die guten Wünsche für die zukünftige Zusammenarbeit daran zu knoten.
Meiner Kollegin Stefanie Krüger verdanke ich ein weiteres Ritual in Anlehnung an die „Bowl of Light“ aus der hawaiianischen Tradition. Hierbei geht es darum, Steine als Symbole für das Belastende und Schwierige in eine Schüssel zu legen. Wenn eine Person ihre Steine hineingelegt hat, kann sie die Schale umkippen, so dass die Schale wieder frei ist, und die Schale weitergeben. Oder alle legen nacheinander ihre Steine hinein und kippen abschließend gemeinsam die Steine aus.
In Verbundenheit mit dem Meer schätze ich es auch, Papierschiffe aufs Meer hinaus fahren zu lassen. Nun ist das Meer natürlich nicht immer in greifbarer Nähe, aber Flüsse führen bekanntlich zum Meer, so dass sich Elbe, Weser und Rhein genauso gut anbieten. Selbst mit kleinen Bächen habe ich schon gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist nur ein ungestörter Platz am Meer, Fluss oder Bächlein. Ich nutze hierbei übrigens gern Aquapapier, damit die Schiffe länger schwimmen. Manchmal steht auf dem Papier, was Menschen ziehen lassen wollen, manchmal auch, was sie sich für die gemeinsame Zukunft wünschen. Vielleicht wird vorab reihum vorgelesen, und manchmal eben auch nicht. Ein Team hat hinterher gemeinsam am Elbstrand gepicknickt, ein anderes hat ein Lagerfeuer gemacht. Der Ausgestaltung dieses Rituals sind wie bei allen Ritualen kaum Grenzen gesetzt.
Ich möchte mit diesen Blitzlichtern auf Rituale dazu einladen, einmal selbst in Beratung und Mediation bewusst symbolisch den Neubeginn zu gestalten und freue mich in den Kommentaren über weitere Anregungen für meine Schatzkiste der Übergangsrituale. Welche Rituale schätzen Sie besonders?