Wenn ich Seminare über Konfliktmanagement gebe, besprechen die Teilnehmer und ich deswegen oft, was mein Gegenüber – der Konfliktpartner – „ansonsten gemeint haben könnte“. Angenommen der Teilnehmer hat eine Aussage eines Kollegen als abwertend empfunden. Vielleicht war die Aussage abwertend gemeint, aber es könnte auch sein, dass der Kollege etwas gestresst vom sonstigen Arbeitsdruck einfach schnell ein Thema klären wollte und dabei vielleicht schroff rüberkam. Wörter werden oft mit eigenen Gefühlen vermischt, und nachher steht oft das empfundene Gefühl im Vordergrund, und nicht das, was eigentlich gesagt wurde.
Wenn das Gefühl, das uns nachher beschäftigt, negativ ist, entstehen oft Missstimmungen, die sich in Konflikte entwickeln können. Deswegen immer und immer wieder die Frage: „Was könnte sonst gemeint sein?“
Je stärker eine Aussage in uns negative Reaktionen hervorruft, desto schwieriger und desto langwieriger ist es zugegebener Maßen die Aussage in etwas Positives umzudeuten. Für manche ist es am effektvollsten mit dem absoluten Gegenteil anzufangen; für andere ist der Weg über kleine Schritte vom Schlimmsten ausgegangen in eine positive Richtung zu gehen am einfachsten. Wie auch immer wir uns auf die Suche nach anderen Bedeutungen einer Aussage begeben: Die Möglichkeit, Menschen und Situationen dadurch neu und vielfältiger zu betrachten, kann uns langfristig und nachhaltig bereichern.