Wie kann ich als Mediator die Äußerung von Herrn Meyer nun verstehen?
- Ganz sachlich (nach dem Vier-Ohren-Modell auf dem blauen Sach-Ohr), dann kommt bei mir an: „Der Zweck der Themensammlung ist unklar, da es bereits eine Themenliste gibt, die vorab an mich geschickt wurde.“
- Als Selbstkundgabe (auf dem grünen Selbstkundgabe-Ohr), dann höre ich: „Ich bin ungeduldig und halte den Schritt für überflüssig. Vor allem sind mir meine Themen von der Liste wichtig!“
- Als Beziehungsbotschaft (auf dem gelben Beziehungsohr), dann verstehe ich: „Ich kann hier Forderungen stellen (Themenliste) und Sie sollten diesen nachkommen.“
- Als Appell (auf dem roten Appell-Ohr), so höre ich: „Nehmen Sie mich mit meinen Themen ernst! Lassen Sie uns zügig – mit meiner Liste – weiter machen.“
Je nachdem, auf welchen Ohr ich Herrn Meyer verstehe, werde ich ruhig und sachlich den Sinn erklären, den ich in einer gemeinsamen Themensammlung sehe, oder besonders offen und sensibel auf seine Befindlichkeiten eingehen oder mich von ihm angegriffen fühlen und mich verteidigen oder seinen impliziten Vorschlag, mit seiner Themenliste weiter zu arbeiten, zurückweisen. Das Vier-Ohren-Modell hilft mir, alle vier Botschaften zu hören, und ermöglicht es, gezielt und bewusst auf Botschaften seiner Äußerung zu reagieren.
Herrn Meyer erklärte ich den Sinn der Themensammlung und des Vorgehens. Obwohl er sich darauf einließ, äußerte er im weiteren Verlauf wiederholt ungeduldig Kritik, an dem aus seiner Sicht schleppenden Verlauf der Mediation. Nach einer Klärung wurde seine Sorge deutlich, dass seine Themen keine Berücksichtigung finden könnten. Das Vier-Ohren-Modell half mir, seine Ungeduld anzusprechen.