Es könnte eine dieser Situationen sein, in der sich eine Konfliktpartei – nennen wir sie Frau Meyer – mit verschränkten Armen zurückgelehnt, äußerst wortkarg ist und mich kritisch beäugt. Bei mir stellen sich leise Zweifel ein, ob Frau Meyer mich als Mediator akzeptiert und überhaupt bereit ist, sich in den Prozess einzubringen. Hier hilft es mir, gedanklich einen Schritt zurückzutreten und meine Gedanken nach folgenden Schritten zu sortieren:
- Was nehme ich wahr? Was höre, sehe, rieche ich?
=> Sie spricht wenig und in knappen Sätzen, hat ihre Arme verschränkt; sitzt zurückgelehnt, schaut mich an. - Wie interpretiere ich meine Wahrnehmung?
=> Als fehlende Bereitschaft zur Mitwirkung und als Kritik an mir und dem Prozess. - Wie reagiere ich drauf?
Ich bin leicht verunsichert, gestresst und alarmiert. - Was könnten alternative Interpretationen sein?
=> Sie ist selbst etwas unsicher und wartet erstmal ab.
=> Sie hat es sich bequem gemacht oder friert.
=> Ihre Haltung drückt aus, dass Sie ihrem Konfliktpartner nicht über den Weg traut und selbst prüft was sie - unter diesen Umständen - veröffentlichen möchte.
Die Schritte 1 bis 3 laufen meist blitzschnell und unbewusst ab. Gerade meine Reaktion (Verunsicherung, Stress) führen leicht dazu, dass ich an meiner spontanen Erstinterpretation festhalte. Die Frage, was denn mit der Konfliktpartei los sei, fängt dann an, mich parallel zu beschäftigen, ohne dass ich meine Interpretation hinterfrage.
Mir über diesen Vorgang bewusst zu werden, hilft mir, mich aus diesem Gedankenkreis zu befreien und mich so wieder für neue Perspektiven und Interpretationen zu öffnen.